„LEGO® ist ein Spielzeug für Kinder“ ist ein häufig gehörter Satz, der zwar richtig ist, aber nicht mit einem Punkt enden sollte, sondern mit „… und ein effektives Tool in der Business-Welt“ fortzusetzen ist.

Der ehemalige Haupteigentümer von LEGO® gab 1996 den Impuls, die bunten Bausteine in die Konferenzräume zu integrieren, da er einen innovativen Prozess zur Strategieentwicklung suchte. Mit den klassischen Methoden war er unzufrieden, so dass ein Projektteam, bestehend aus internen Führungskräften und Uni-Professoren, das LEGO® Serious Play® entwickelte. In zahlreichen Iterationsschleifen wurde das Vorgehen optimiert und 2002 der Öffentlichkeit vorgestellt. Seither erobert die Methode Unternehmen und Organisationen jeder Größe und Ausrichtung.

LEGO® Serious Play® ist mittlerweile eine eigene Produktlinie. Die Methodik ist aber auch außerhalb dieser Vorgaben und der geschützten Marke anwendbar, weshalb in diesem Beitrag auf die Grundprinzipien und nicht explizit auf die Produktlinie eingegangen wird.

Wer sich darauf einlässt, entdeckt eine vielseitige Methode, die kurzweilig ist, das Potenzial hat, Themen durch neue Blickwinkel und Impulse in den Fokus zu rücken sowie nachhaltig zu verändern.

Neben den klassischen LEGO®-Steinen werden im Serious Play® vor allem Figuren, Tiere und Sondersteine genutzt, welche die Kreativität der Teilnehmer anregen und ungeahnte Ergebnisse erzielen. Das Potenzial der LEGO®-Steine wurde von vielen erkannt und das Einsatzgebiet kontinuierlich ausgeweitet. Ergänzend zu der Ursprungsidee, die Methode zur Strategieentwicklung zu nutzen, eignet sie sich ebenfalls zur Ideengenerierung in Retreats und Kulturworkshops sowie zum Prototyping.

Im Folgenden wird die Vorgehensweise und Wirkung der Methode am Beispiel eines Kulturworkshops erläutert. Die Anwendung ist dabei in fünf Phasen unterteilt:

1. Definieren der Challenge

Um Serious Play® zielgerichtet in einem Workshop einzusetzen, benötigen die Teilnehmer eine Aufgabe, die sie mit dem vorhandenen LEGO® umsetzen müssen. Die Aufgabe kann von einer Führungskraft bestimmt, in Abstimmung mit dem Auftraggeber von einem externen Moderator vorgegeben oder von der Gruppe erarbeitet werden. Bei einem Workshop zur Teamkultur kann die Aufgabe zum Beispiel wie folgt lauten: „Stellt die aktuelle Situation rund um das Team dar.“ Je nach Gruppengröße kann in einer Gesamtgruppe gearbeitet oder diese in mehrere Kleingruppen unterteilt werden. Kleingruppen können dabei die gleiche Aufgabenstellung bearbeiten oder auch unterschiedliche. Auf die Beispielaufgabe bezogen, könnte eine Gruppe die aktuelle Situation darstellen, während die andere ein wünschenswertes Zukunftsszenario abbildet. Auch hier sind die Möglichkeiten uneingeschränkt.

2. Umsetzen der Aufgabe mit LEGO®

Im Anschluss erhält die Gruppe oder erhalten die Gruppen ein vorgegebenes Zeitlimit, um die Aufgabenstellung mit den vorhandenen Steinen darzustellen. Die Zeitvorgabe kann an die Komplexität der Aufgabe angepasst werden, wobei 20 Minuten ein guter Referenzwert sind. Bei der Umsetzung fördert die Methode verschiedene Kompetenzen der Teilnehmer. Sie müssen sich mit der Aufgabenstellung auseinandersetzen, eine Lösung überlegen und diese mit einer begrenzten Auswahl an Steinen und Figuren darstellen. Um den Transfer zu schaffen, zum Beispiel Personen durch Tiere zu ersetzen oder Wünsche und Ängste darzustellen, braucht es Kreativität, Fantasie und Vorstellungskraft. Diese Kompetenzen werden durch die kurzweilige, intuitive und spielerische Methode gefördert. Gleichzeitig aktiviert die Methode durch das Greifen und das Kombinieren von Steinen die sensorisch und motorisch stark ausgeprägte Hand-Gehirn-Verbindung. Hier zeigen Forschungen, dass durch die vielen vorhandenen Nervenverbindungen die Lernerfahrung anders aufgenommen wird und ein tieferes und langfristigeres Verständnis erreicht.

3. Vorstellung der Ergebnisse

Nach dem Abschluss der LEGO®-Umsetzung stellt die Gruppe beziehungsweise stellen die Gruppen ihr Ergebnis vor. Für die Vorstellung gibt es keine Vorbereitungszeit. Ziel ist es, eine Gruppendynamik zu erzeugen, um auch eventuelle Missverständnisse innerhalb der Gruppe aufzudecken sowie die Impulse aller Teilnehmer einzubinden.

4. Interpretation der Ergebnisse

Der Zeitdruck, die unbekannte Aufgabe und der fantasievolle Transfer fördern die Einbindung des Unterbewusstseins. Man entscheidet sich eventuell bewusst, den Kollegen als Superman darzustellen, aber warum nicht als Batman? Warum guckt Superman nach links zu seinem Chef und warum nicht nach rechts zu seinem direkten Kollegen? Unterbewusst werden viele Entscheidungen getroffen, die einen Einfluss auf die Darstellung und eine Relevanz in der Realität haben. Ziel ist es, durch penetrantes Hinterfragen der dargestellten Szenen die offenen und versteckten Botschaften zu entschlüsseln und in der Gruppe zu besprechen. Hier wirkt sich ein weiterer Vorteil der Methode aus, das Modell als Gesprächsgrundlage. Das LEGO® entfremdet die Situation und diese Abstraktion erleichtert es, zum Beispiel Probleme anzusprechen, die ohne das Modell unausgesprochen blieben. Durch die Diskussion ergeben sich auch Erkenntnisse für die Teilnehmer, die sie selbst nicht kannten.

5. Ableitung von Aktionen und Archivierung der Ergebnisse

Das Momentum der offenen Kommunikation und der neuen Erkenntnisse hat nur einen nachhaltigen Effekt, wenn diese festgehalten und konkrete Maßnahmen abgeleitet werden. Ziel ist es, auf Basis des Workshops ein gemeinsames Verständnis zu schaffen und eine Veränderung anzustoßen. Daher sind die Erkenntnisse während der Interpretation auf einem Flipchart mitzuschreiben und im Anschluss erneut durchzugehen, um zum Beispiel mit einem Brainstorming Ideen zur Lösung von Problemen oder zur Zielerreichung abzuleiten. Wichtig ist es, die Impulse so aufzuschreiben, wie sie gesehen werden, und sie nicht zu transformieren. Beim Superman-Beispiel ist eine mögliche Mitschrift: „Superman guckt nach links zu seinem Chef und vernachlässigt die Kommunikation mit dem Bananenmann.“ Die Mitschrift steht somit in direkter Verbindung zum Modell und verankert sich bei den Teilnehmern besser im Gedächtnis als eine sachliche Beschreibung. Zum Abschluss eines Workshops sind konkrete Maßnahmenpakete mit einem Zieltermin und einer Verantwortung zu bestimmen sowie eine Dokumentation des Workshops anzufertigen, die den Teilnehmern zur Verfügung gestellt wird.

Der Erfolg von LEGO® Serious Play® ist kein Zufall. Die Methode bietet viele Vorteile, die man spätestens bei der Reflexion von LEGO® Serious Play® versteht. Wer sich darauf einlässt, entdeckt eine vielseitige Methode, die kurzweilig ist, das Potenzial hat, Themen durch neue Blickwinkel und Impulse in den Fokus zu rücken sowie nachhaltig zu verändern. Erweitern Sie Ihre Meinung über LEGO® und kommen Sie auch zu der Erkenntnis, dass die Steine ihren festen Platz in den Seminarräumen eines jeden Unternehmens finden werden.