Überblick

Komplexität ist ein Phänomen, welches grundsätzlich auf allen Handlungsfeldern (z.B. Produktion, Marketing, Vertrieb) eines Unternehmens im Binnen- sowie Außenverhältnis anzutreffen ist. Der Begriff zielt dabei auf die Gesamtheit und wechselseitige Abhängigkeit derjenigen internen und externen Variablen ab, von denen Management-Entscheidungen und Prozesse beeinflusst werden.

Je anspruchsvoller sich vor diesem Hintergrund die Entscheidungs- und Prozesslandschaft gestaltet, umso höher ist der Grad der hier jeweils einschlägigen Komplexität. So steigt dieser beispielsweise mit erhöhten Kooperationserfordernissen oder einer zunehmenden Diversifizierung der Nachfrage (Variantenbildung etc.) entsprechend an. Die sich in dieser Hinsicht indirekt ergebenen Kosten (z.B. Effizienzeinbußen, Opportunitätskosten) zur Komplexitäts-Bewältigung werden gemeinhin auch als „Komplexitätskosten“ bezeichnet.

Konzept

Die Reduktion bzw. Beherrschung von Komplexität eine zentrale Aufgabe des strategischen Unternehmensmanagements. Welche Maßnahmen diesbezüglich zu implementieren sind, hängt davon ab, mit welchen Arten von Komplexitäten (z.B. Zielgruppendifferenzierung, Variantenbildung, Koordination) sich ein Unternehmen konfrontiert sieht und welche Wechselwirkungen hier jeweils zu berücksichtigen sind.

In diesem Sinne sollten Analysen interner und externer Komplexitätsfaktoren die Ausgangspunkte des Komplexitätsmanagements bilden. In interner Perspektive geht es dabei beispielsweise darum, zu bewerten, inwiefern das Schnittstellenmanagement die Komplexität eigener Entscheidungsprozesse insoweit reduziert, als dass  innerhalb der Aufbau- und Ablauforganisation effektive und vor allem effiziente Entscheidungen zustande kommen. Im Anschluss sind dann ggf. Entscheidungsverfahren und -strukturen entsprechend anzupassen (z.B. Dezentralisierung von Zuständigkeiten, Verlagerung von Aufgaben). Auch die Einführung innovativer Montageverfahren oder IT-Technik kann dabei helfen, interne Komplexitäten nicht nur zu beherrschen, sondern ggf. zu reduzieren. Im Rahmen der externen Analyse geht es vornehmlich darum, über geeignete Instrumente (Five-Forces-Modell etc.) die Komplexität der Unternehmensumwelt (Kundenverhalten, Marktweintritt neuer Wettbewerber, neue Vertriebsformen, relevante gesetzliche Regelungen etc.) zu erfassen und davon ausgehend Maßnahmen (z.B. Gleichteilestrategie, Kooperationen) zu treffen, die den Markterfolg über die Beherrschung entsprechender Komplexitäten langfristig sichern.

Während es in den genannten Fällen um die Reduzierung bzw. mindestens die Beherrschung von Komplexität geht, kann es für ein Unternehmen unter Umständen und vor dem Hintergrund von Wechselwirkungen zwischen interner und externer Komplexität jedoch auch angebracht sein, Komplexität zu produzieren bzw. zu bewahren. So sind Unternehmen, die es verfehlen, die Komplexität ihrer externen Unternehmensumwelt adäquat intern abzubilden (z.B. durch die Schaffung entsprechender Organisationseinheiten) langfristig nicht am Markt handlungs- und entscheidungsfähig. Auch  ist Komplexität ein zentraler erfolgskritischer Faktor hinsichtlich der Nichtimitierbarkeit strategischer Fähigkeiten und der Sicherung entsprechender Wettbewerbsvorteile eines Unternehmens. Während die interne Komplexität verhindert, dass Wettbewerber 1:1 das gleiche aufbau- und/oder ablauforganisatorische Optimum erreichen, kann durch externe Maßnahmen (z.B. vertikale Kooperationen) verhindert werden, dass Wettbewerbsvorteile von Mitbewerbern reproduziert werden.

Mehrwert

Komplexität ist ein häufig gebrauchtes Kriterium zur Charakterisierung interner und externer Handlungsfelder von Unternehmen. Ihre Handlungsfähigkeit können Unternehmen vor diesem Hintergrund nur sicherstellen, wenn sie die externe Komplexität umfassend analysieren und intern entsprechend abbilden. Dabei besitzt Komplexität per se insbesondere dann einen Mehrwert für das betroffene Unternehmen, wenn es darum geht, die eigene Strategie gegenüber der Konkurrenz zu schützen bzw. dieser es zu erschweren, strategische Fähigkeiten nachzuahmen. Ansonsten sind es regelmäßig Maßnahmen zur Beherrschung und/oder Reduzierung von Komplexität, die Wettbewerbsvorteile einbringen. Deren Erfolg kann dabei jedoch auch wiederum von entsprechend komplexen Rahmenfaktoren des Einzelfalls abhängen und für Wettbewerber demnach nicht unmittelbar reproduzierbar sein.